Zum ersten mal kam ich auf einer Hütte mit Schneeschuhen in Berührung .Da hatte doch einer so komische Bretter dabei. Die musste ich natürlich gleich ausprobieren. War eine tolle Sache die mich begeisterte. Als ich dann jedoch den Preis hörte, war die Sache schnell uninteressant. So ging dann wieder einige Zeit bis ich wieder mit Schneeschuhen in Berührung kam. Inzwischen ist Schneeschuh laufen ein neuer Modetrend und man kann die Dinger bei uns in Geschäften ausleihen.
Auf einmal kam Johannes mit einem englischen Busch
"Building Snowshoes von Gil Gilpatrick" (genannt "das
Buch") an. Da war die Begeisterung dann voll entfacht. Mit
grossen Augen und einem Englischbuch in der Hand lasen wir das Busch.
Das muss doch machbar sein. Helmut lies sich auch noch von uns
anstecken.
Johannes besorgte das Esche Holz und wir konnten
anfangen.
Das
Rahmenholz muss zuerst vorbereitet werden. Der Rahmen ist nicht an an
jeder Stelle gleich dick. Dort wo die starken Biegungen sind, wird
der Rahmen verjüngt (chaped). Auch werden gleich die Löcher
für die Stege gefräst.
Das Verjüngen macht man am
besten mit einer Bandsäge und mit einem Bandschleifer.
Zum Biegen des Rahmens benötigt man Wasserdampf. Da unser
Dämpfer nicht so lange wie der Rahmen ist, müssen wir erst
einmal vor biegen. Dadurch können wir den Rahmen in der Mitte
dämpfen und dann vorspannen. Der vorgespannten Rahmen passt dann
komplett in den Dämpfer, Da ja vorn und hinten gebogen werden
mus.
Man kann auch schön sehen, wie der Rahmen oben verjüngt
ist.
Der
Dämpfer ist eine Metalkiste mit einer Heizung und einem Deckel.
Die
Rahmen werden über dem Wasser auf 2 Streben gelegt. Dort werden
die eingeweichten Rahmen eine Stunde gedämpft.
Nach dem
Dämpfen wird der Rahmen in die Form gespannt.
Die
Form ist ein Holzkasten. Auf der einen Seite kann ein Biberschwanz-
und auf der anderen Seite ein Ojibway Schneeschuh gebogen werden. Die
Form ist so gestaltet, das das Vorderteil des Schneeschuhes nach oben
gebogen wird.
Der
gedämpfte Rahmen wird vorne mittig in die Form eingesetzt und
dann vorsichtig gebogen. Der Rahmen muss dann mit Schraubzwingen der
Form angepasst werden. Das ist eigentlich der kritischste
Arbeitsgang. Unser erster Rahmen klappte wunderbar. Die nächsten
Rahmen sind uns alle geplatzt. Das Problem war das verjüngen des
Rahmens. Durch unsere Schablone und einen dicken Bleistift wurde der
Rahmen im Vorderbereich ein paar Millimeter dicker als im Buch
beschrieben. Das reichte schon aus, um die Spannung so groß
werden zu lassen, das sie rissen. Auch das Einweichen vor dem Dämpfen
hilft beim Biegen.
In der Form sieht man den Rahmen bereits beim
Entspannen.
Die
Stege werden aufgezeichnet und dann mit der Bandsäge grob
ausgeschnitten.
Am
Bandschleifer wird dann dem Steg die endgültige Form
gegeben.
Das
sieht schon fast nach Massenfertigung aus.
Die
Stege werden dann noch rund gefräst und die Löcher für
die Schnüre werden gebohrt und gesenkt.
In
die Stege werden dann noch mit einem Kugelfräser Nuten für
die Schnüre gefräst. Danach müssen die Stege nur noch
geschliffen werden.
Wenn der Rahmen nach dem Biegen entspannt ist,
wird er noch abgerundet, gebohrt und geschliffen.
Die
Stege werden nun eingesetzt, die hinteren Enden verschraubt und dann
geht es ab zum Lackieren.
Nun kommt das Flechten. Für die Mitte verwenden
wir eine 8-fach geflochtene 3mm Polypropylen Schnur.
Für die
Enden empfehle ich eine 2mm Schnur. Die ist nur etwas schwer
aufzutreiben.
Das Flechten ist im Buch perfekt in einzelnen
Schritten beschrieben. Da kann man bis auf einzelne eigene Fehler
nichts falsch machen.
Hier könnt ihr einen kleinen Trickfilm über das Flechten der mittleren Bespannung herunterladen. Bei mir wird der Film in Windoof erst abgespielt, wenn ich den Media Player öffen und dann den Film hineinziehe. Viel Spaß beim anschauen.
Folgende Längen haben wir ermittelt: |
Vorne Rand: 1,8 m |
Vorne Innen: 7,0 m |
Vorne Spitze 2,5 .. 3,5 m (Je nachdem wie weit eingebunden werden soll) |
Mitte : 18 m |
Hinten: 4 m |
Nachdem
man die Schnur besorgt hat, kann es losgehen. Man braucht den
fertigen Rahmen, ein Schiffchen für die Schnur, ein Feuerzeug
und natürlich das Buch.
Des
Schiffchen sollte nicht breiter als 2,5 cm sein und kann aus
Sperrholz oder Kunststoff hergestellt werden. Mein Schiffchen ist 3
cm breit und 35 cm lang. An den oberen Bindungen bekomme ich es nur
sehr schwer durch.
Zum
Bespannen sucht man sich am Besten einen bequemen Stuhl und setzt
sich auf den Schneeschuh. Am Anfang ist das Knoten etwas ungewohnt,
aber das hat man schnell heraus. Damit die Bespannung nachher schön
stramm wird, muss man die Schnur beim Binden fest anziehen.
Das
haben meine Finger nicht auf einmal durchgehalten. Tja dann muss man
sich halt mal ne Pause gönnen.
Und
so sieht dann die fertige mittlere Bespannung aus. Meine Finger habe
ich lieber nicht fotografiert.
Die
vordere Bespannung ist Heikos Spezialität.
Das
nimmt doch schon langsam Formen an. Für vorne benutzen wir kein
Schiffchen, sonder ziehen immer die ganze Schnur durch. Beim
Durchziehen muss man nur langsam ziehen, sonst schmilzt die Schnur.
Die Bindung haben wir aus Leder angefertigt. Das
sieht einfach am besten aus. Bei den Gurten teilte wir uns in 2
Gruppen. Die einen wollten auch hier nicht auf Leder verzichten, die
anderen nahmen lieber Nylongurte mit Metallschnallen, die lassen sich
feiner einstellen. Das ist aber alles Geschmackssache.
Johannes
hat für unsere Bindungen in einer Gerberei in Biberach gleich
eine halbe Kuhhaut gekauft.
Die
Vorlage aus dem Buch hatten wir vergrössert und eine
Holzschablone angefertigt. Die Bindungen sind wegen der Fussform
unsymetrisch. Im Buch steht auch für welchen Fuß die
Vorlage gilt. Was jedoch nicht drinsteht, ist auf welche Seite des
Leders man die Vorlage beim Anzeichnen legen mus. Nach nachdenken
(Johannes) und Versuchen (Peter) kamen wir zur Einsicht, auf der
glatten Seite anzuzeichnen. Erfahrungsberichte folgen.
So
sehen dann die zugeschnittenen Bindungen aus.
Und
wo wir dann schon mal beim Zuschneiden waren, haben wir auch gleich
die Lederriemen angefertigt.
Mein erster Versuch die Bindung
standesgemäß mit einer Lederriemen zu befestigen, endete
schon nach einigen km mit einem Bruch. Nachdem ich die Lederschnur
durch eine PP Schnur ausgetauscht hatte, gab es keine Probleme mehr.
Da
unsere Schneeschuhe mit der Zeit vorne immer weiter nach unten
gingen, hat Johannes einen Schneeschuhspanner gebaut. Der hält
die Nase der Schneeschuhe den Sommer über schön oben.
Bindung:
Zwei Befestigungen am
Maincord sind zu wenig! Ich habe Löcher für 5
Befestigungen gestanzt.
Vordere/Hintere Bespannung:
An der Innenseite wird die
umlaufende Schnur der Bespannung beim Laufen vom anderen Schneeschuh
angerieben.
Vor dem Bespannen außen zwischen den Löchern
eine Nut in Schnurdicke in das Holz einarbeiten, in der die Schnur
verschwindet.
Wir haben die Schneeschuhe inklusive der Bespannung eingeölt. Das pflegt zum einen das Holz und zum anderen gefriert der Schnee nicht so stark an den Schneeschuhen.
Das Leder der Bindung haben wir mit SNO_SEAL behandelt. Das ist ein Bienenwachs Pflegemittel für Leder, das man aufträgt und dann mit dem Föhn einziehen läßt.
Die Verbindung zwischen Maincord und Bindung wird bei mir immer gefettet oder geölt, da sich sonst die Materialien gegenseitig zerreiben.
Tja irgendwann ist dann die Schneeschuhe fertig. Da
muss dann nur noch Schnee fallen um eine Schneeschuh Wanderung zu
unternehmen.
Es
ist schon toll wie man mit den Schneeschuhen durch den Schnee stapfen
kann, ohne einzusinken.
Das
einzige was einen dann noch stoppen kann sind Lawinen.
Vor jeder
Tour sollte man sich nach Lawienengefahren erkundigen.
Eine gute
Einführung rund uns Schneeschuhlaufen liefert das Buch "Das
Schneeschuhbuch" von Sven Kirsch.
Wer hat Vorschläge für Touren?
Wenn
ihr Vorschläge für Touren habt, dann schickt sie mir, damit
ich sie hier veröffentlichen kann.
Am sichersten kann man
neben Loipen laufen. Durch die grosse Fläche der Schneeschuhe
wird die Loipe nicht beschädigt. Das geht natürlich nur,
wenn auf der Loipe nichts los ist. Immer den Langläufern Platz
zu machen ist lästig und die haben nun mal Vorrang.
Schön
sind auch zugeschneite Wanderwege. Die steigen meist nicht so steil
an und da hat man mehr Ruhe.
"Building Snowshoes" by Gil Gilpatrick
In
Englisch!
ISBN 0-9650507-O-X
Gil Gilpatrick Homepage
"Das Schneeschuhbuch"
von Sven Kirsch
ISBN 3-00-005017-5
Schreinerei Johannes Schöllkopf
Ansonsten einfach eine Suchmaschine befragen.
Unsere selbstgebauten Schneeschuhe sind manchmal schon etwas umständlich.
Die Bindung ist auf einen Schuh eingestellt und man muß immer alles erst einstellen wenn mal jemand anderes damit laufen will.
Modernere Schneeschuhe haben da Bindungen die sich einfach den Schuhen anpassen.
Wenn man auch so viel Arbeit in einen Schneeschuh investiert hat, möchte man nicht jeden damit rumtrampeln lassen.
Um den Vergleich zu Aluminium Schneeschuhen zu sehen, habe ich mir bei Lauche & Maas Allround Schneeschuhe von Camp gekauft.
Diese Schneeschuhe haben eine Schnellspannbindung für alle Schuhtypen, einen Aluminium Rahmen und eine Bespannung aus Hypalon.
Die Schneeschuhe haben wir natürlich gleich ausgiebig getestet.
Folgende Punkte sind uns aufgefallen:
Die Bindung der Alu Schneeschuhe ist schon eine fein Sache. Mit dem Ratschenverschluß kann man die Bindung schnell an jeden Schuh anpassen
Unsere Holz Schneeschuhe wiegen 700g. Die Camp Schneeschuhe für 100 kg Läufer wiegen 1950g. Das ist fast das 3-fache! Das merkt man beim Laufen.
Beim Laufen mit Schneeschuhen fällt immer Schnee auf die Schneeschuhe. Bei unserm Holz Schneeschuhe fällt fast der ganze Schnee durch das Gitter. Bei den Alu Schneeschuhen bleibt der ganze Schnee auf der Bespannung liegen. Dieses Gewicht muß auch mit jedem Schritt angehoben werden.
Beim Laufen mit den Alu Schneeschuhen schleudert man immer den Schnee auf dem hinteren Teil an den eigenen Hintern. Da ist dann schnell die Hose voller Schnee.
Die Alu Krallen am Alu Schneeschuh neigen zum Vereisen. Da hat man dann einen großen Schneebatzen unter den Schneeschuhen und kann nicht mehr richtig laufen. Ich habe die Kralle mal mit Silikon eingesprüht, hat aber auch nicht lange geholfen. Bei anderen Schneeschuhen habe ich auch mal gesehen, das sie die Kralle mit Bespannmaterial verkleidet haben. Das fand ich eine gute Idee. Werd ich nach der Garaniezeit wohl auch machen.
Der Drehpunkt der Bindung ist beim Alu Schneeschuh für meinen Geschmack zu weit vorn. Beim Laufen in der Ebene sinke ich vorne weiter ein als hinten. Beim bergab Laufen macht sich das noch stärker bemerkbar.
Die Alu Schneeschuhe "scheppern" etwas beim Laufen.
Fazit: Unerreicht schöner zum Laufen sind die "Bastel"-Holz Schneeschuhe. Auf die Alu Schneeschuhe muß man dagegen nicht so aufpassen.